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Gibt es eigentlich auch „Open Access Testverfahren“ für die Eignungsdiagnostik?

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Open Access Tests

Durchaus.

Üblicherweise erfordert der Einsatz eines psychodiagnostischen Testverfahrens eine Lizenz, die entweder von einem Testverlag oder einem Unternehmen gekauft werden muss. Das ist im Prinzip auch sehr richtig, denn die qualitativ hochwertige Entwicklung eines Testverfahrens kostet viel Geld, was irgendwie auch wieder eingenommen werden will.

Neben diesen kommerziellen Instrumenten gibt es in den letzten Jahren im Zuge der Open-Access-Bewegung (Open Source) vermehrt Test, die „lizenzfrei“ sind und/oder unter einer speziellen Creative Commons Lizenz den Anwendern frei zur Verfügung gestellt werden. Allerdings muss man schon genauer in die Bedingungen schauen, denn es gibt auch Fragebögen deren Nutzung nur für wissenschaftliche Zwecke und zum Privatgebrauch erlaubt ist.

Stellt sich natürlich die grundsätzliche Frage, ob diese Verfahren mit den etablierten kommerziellen mithalten können. Heintz und Wunder (2012, S. 12) bewerten die grundsätzliche Qualität dieser Test als der der kommerziellen ebenbürtig. Wir bieten übrigens eine unabhängige Beratung bei der Auswahl geeigneter Testverfahren.

Ein praktisches Problem ist die nicht einfache Auffindbarkeit von Open-Access-Testverfahren. Als gute Quelle ist hier sicher PsychLinker der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek zu nennen.

In diesem Post gehen wir auf einige Testverfahren aus dem Open Source-Lager ein, die für die Eignungsdiagnostik aus unsere Sicht interessant sind.

 

OpenTests

Eine interessante Quelle ist die Website OpenTests. Hier werden deutschsprachige Versionen aus dem International Personality Item Pool (IPIP) angeboten. Insgesamt gibt es fünf Persönlichkeits- und zwei Interessentest:

  • Open BIG-5 Test: Schnell durchführbares Screening-Verfahren auf dem Hintergrund des Fünf-Faktoren-Modells der Persönlichkeit nach Costa & McCrae.
  • Open NEO-28 Test: Entspricht in  guten Teilen dem NEO-Persönlichkeitsinventar von Ostendorf & Angleitner (2004).
  • Open Primary Factors Test (Open PF): Variante des 16PF-R von Schneewind & Graf (1998) als deutschsprachige Fassung des Persönlichkeits-Faktoren-Tests nach Cattell.
  • Open Assessment Personality Inventory (Open API): Entspricht in Aufbau und Ergebnisprofil den sieben Primärskalen des Hogan Personality Inventory (HPI).
  • Open IS-10: Bildet eine Auswahl von 10 Stärkendimensionen entsprechend dem VIA-IS (Job Values In Action Inventory of Strengths) von Peterson & Seligman auf dem Hintergrund der Positiven Psychologie ab.
  • Open RIASEC: Hier handelt es sich um einen Test auf Basis der RIASEC-Dimensionen aus der Berufswahltheorie von John Holland (vgl. Pozzebon et al., 2010).
  • Open BIS: Dieser Test ist ein Berufs- und Studieninteressentest.

Fazit: Eine viel genauere Beschreibung findet sich hier. Die Testverfahren dürfen nach unserer Recherche auch kommerziell eingesetzt werden. Zur Test- und Ergebnisverwaltung ist das kostenlose Erstellen eines OPENTESTS-Benutzerkontos notwendig. Die Usability des gesamten Prozesses ist schlicht und funktional gehalten. Zu recht günstigen Konditionen kann ein etwas schickerer Premium-Report angefordert werden.

 

GESIS – Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen (ZIS)

Derzeit umfasst ZIS über 250 sozialwissenschaftliche Erhebungsinstrumente, z.B. Items zum Messen von politischen Einstellungen oder Kurzskalen für psychologische Merkmale (Persönlichkeit). Für die Wirtschaftspsychologie sind alleine von 2016-2018 einige interessante Skalen hinzugekommen:

Es gilt für jedoch zu berücksichtigen, dass die Lizenz den Einsatz der Skalen vom ZIS nur dann kostenfrei erlaubt, sofern diese im Rahmen von Forschung eingesetzt werden. Bislang ist es uns noch nicht gelungen herauszufinden, unter welchen Bedingungen die Skalen auch außerhalb der Wissenschaft eingesetzt werden können.

UPDATE: Auf Anfrage per E-Mail gab es von der GESIS schnell eine Rückmeldung: Auch Studien im Auftrag eines Geldgebers, der aus der öffentlichen Hand oder mit wissenschaftlichen Fördermitteln finanziert wird, ließen sich wohl ebenfalls mit den Leibniz-Richtlinien vereinbaren. Für den komplett kommerziellen Einsatz müsse man sich direkt an die Autoren der Skalen wenden. (@Gesis Danke für die schnelle Auskunft!)

 

ICAR – The International Cognitive Ability Resource 

Auch für den Bereich der Leistungstests gibt es geeignete kostenfrei einsetzbare Tests/Skalen. Eine interessante Quelle ist die Seite von ICAR – The International Cognitive Ability Resource. Der Zugriff erfordert eine Registrierung. Ein paar Beispiele für Items finden sich in diesem PDF.

 

Ergänzungen willkommen!

Sie kennen (oder nutzen) andere Quellen? Verwenden Sie bitte die Kommentare unter diesem Beitrag, um diese zu ergänzen!

 

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Foto: Das Titelbild stammt von Travis Wise und unterliegt der CC BY 2.0-Lizenz.

Der Beitrag Gibt es eigentlich auch „Open Access Testverfahren“ für die Eignungsdiagnostik? erschien zuerst auf HOLTMEIER & FRIENDS.


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